Koppelnavigation

Koppeln ohne Strom

Was bedeutet koppeln? Koppeln heisst, dass man ausgehend von einem bekannten Startpunkt die zurückgelegten Schläge in die Seekarte abträgt.

Ich befinde mich im NW-Gebiet der Übungskarte 3 und zwar nur 1 Bootslänge neben der Westquadranttonne Roche Gautier (Punkt A). Der Punkt ist klar identifizierbar, mein derzeitiger Standort ist folglich ein genauer, ein „beobachteter Ort“ (Ob = Ort beobachtet). In diesem Beispiel gehen wir davon aus, dass kein Strom herrscht. Ich segle in einer Stunde 7sm mit KdW 120 und gelange so zu B. Bei B wende ich und es folgt wieder ein 1h-Schlag auf dem anderen Bug mit KdW 025. Nun bin ich bei C.

So werden die einzelnen Schläge auf der Seekarte aneinandergereiht, oder anders gesagt, aneinander gekoppelt. Der so erhaltene Standort C wird als „gekoppelter Ort“ bezeichnet (Ok = Ort gekoppelt). In diesem Beispiel sind die Schläge jeweils 1h-Schläge. Das muss aber so nicht sein. Die zurückgelegten Schläge können länger oder kürzer sein. Wichtig ist, dass ich die versegelte Strecke so genau wie möglich berechnen kann.


Wie stehts um die Genauigkeit?

Der Ok ist nur so genau, wie es die einzelnen Komponenten sind, aus denen der KdW und die zurückgelegte Distanz errechnet werden. Aber wie genau sind diese Komponenten? Stimmt das Log? Wie genau lässt sich ein MgK bei Wellengang steuern? Ist die Abl auf diesem Schiff bekannt? Wie steht es um die Genauigkeit der Windabdrift, die ist doch auch bloss eine Schätzung?

Es gibt viele Ungenauigkeiten und mit jedem Schlag und je länger die zurückgelegten Strecken sind, wird die Ungenauigkeit grösser. Eigentlich müsste man den Ok als Fläche darstellen anstatt als Punkt .

Man kann sich fragen, ob eine derart ungenaue Methode überhaupt etwas taugt..?  – Doch, das tut sie. Auf dem offenen Meer ohne Landsicht muss man seine Position nicht super genau kennen. Wenn du über den Atlantik fährst und du bist 2sm weiter südlich als gedacht, wen kümmerts. Es hat Platz genug. In Landnähe hingegen (und das schliesst auch die Untiefen ein) braucht es eine höhere Genauigkeit. In Landnähe muss daher der gekoppelte Ort so oft wie möglich terrestrisch überprüft werden, am einfachsten mit einer Kreuz- oder einer Doppelpeilung, womit dann aus einem Ok ein neuer Ob wird.  So weiss der umsichtige Navigator immer wo er sich befindet. 

Beim Blauwassersegeln geschieht die Überprüfung der gekoppelten Position astronomisch mit einem Sextanten. (Diese Technik ist aber nicht Teil dieses Kurses und kommt auch an der Hochseescheinprüfung nicht vor.)

Im Zeitalter des exakten GPS-Trackings erscheint diese Navigationstechnik etwas verstaubt. Es ist aber durchaus sinnvoll, wenn man das Tracking des zurückgelegten Weges auch manuell durchführen kann, genauso wie der ganze Hochseescheinkurs darauf abzielt, die Navigation von Grund auf zu verstehen und nicht nur digitalen Geräten zu vertrauen.


Lies dazu in der Seemannschaft den Abschnitt „Das Koppeln“ auf S. 495 – 496

 

 


Koppeln mit Strom

Die Navigation mit Strom wird später in mehreren Lektionen ausführlich besprochen und geübt. Doch hier greifen wir schon mal vor und schauen uns an, wie man koppelt, wenn Strom herrscht (was im Gebiet der Übungskarte praktisch immer der Fall ist).

Beschickung Strom ist in der Praxis selten als eine Abweichung des Kurses in Grad bekannt. Normalerweise kennt man die Richtung des Stromes in Grad, und die Stärke des Stroms in kn. 

Zum Beispiel: 135/2,4

Der Strom setzt in Richtung 135 Grad und hat eine Stärke von 2,4kn. Je nach dem welchen Kurs durchs Wasser ich fahre, kommt der Strom von vorne und bremst mich, oder von hinten und gibt mir Schub, oder in irgendeinem Winkel von Backbord oder Steuerbord und beeinflusst entsprechend meinen Kurs über Grund und meine Fahrt über Grund. Auf der Seekarte wird bei koppeln darum der Strom als Vektor an meinen Kurs durchs Wasser (KdW)  angefügt.

Nehmen wir zur Veranschauung die obige Situation und fügen den Strom von 135/2,4 hinzu.

Wir starten wiederum 1 Bootslänge neben der Westquadranttonne Roche Gautier (Punkt A) und segeln 1h lang mit 7kn Fahrt durchs Wasser einen KdW von 120. Diesem Vektor füge ich nun den Stromvektor 135 hinzu mit einer Länge von 2,4sm. Nun habe ich einen neuen Punkt B2.

Dort wende ich und es folgt wieder ein 1h-Schlag auf dem anderen Bug mit KdW 025.  Auch diesem 2. Schlag wird der Stromvektor von 135/2,4 hinzugefügt. So erhalte ich einen neuen Ok, nämlich den Punkt C2.

Es ist beim Koppeln nicht nötig, dass ich den Strom nach jeder Stunde hinzufüge. Es ist auch möglich – und durchaus sinnvoll – den Strom zusammenfassend für mehrere Stunden aufs mal einzutragen.

Ich kann z.B. die zwei gesegelten Schläge ohne Strom eintragen, so wie am Anfang dieser Lektion und anschliessend den Strom 135/2,4 für 2 Stunden eintragen. In diesem Fall hat der Stromvektor die Richtung 135 und eine Länge von 4,8sm (2 x 2,4). Mit beiden Methoden komme ich zum gleichen Ok.


Hier eine kleine Übungsserie zur Festigung.

Übung Koppelnavigation

 

 


Wenn du die Übungen gelöst und verstanden hast, dann kannst du diese Lektion „Als erledigt markieren“.